„Ich bin negativ“ – Gespräche sind durch die COVID-19 Pandemie mittlerweile fester Teil unseres Alltags. Damit sind oft die Ergebnisse unserer Antigen- und PCR-Tests gemeint und nicht unsere derzeitige Stimmung. Was aber, wenn auch unsere Stimmung langsam, aber sicher „negativ“ ist und unsere Freude uns abhandenkommt? Vor allem Kinder und Jugendliche stellen in Zeiten der Pandemie eine verwundbare Gruppe dar, die besonders unter der Pandemie leidet. Doch wie äußert sich eine „negative Stimmung“ oder sogar Depression in dieser Altersgruppe?
Auch bei Kindern und Jugendlichen kann man Traurigkeit, die meist mit Depression in Verbindung gebracht wird, beobachten. Wutanfälle oder Gereiztheit, körperliche Schmerzen (z. B. Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen), Langeweile und Müdigkeit, Zurückgezogenheit, Leistungsabfall in der Schule, Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme oder Gedanken an den Tod können weitere altersspezifische Anzeichen einer Depression sein. Die Symptomatik ist jedoch bei Kindern oft weniger eindeutig ausgeprägt als bei Erwachsenen (Kölch & Fegert, 2020).
Wie häufig sind Depressionen bei Kindern und Jugendlichen?
Bisherige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Depressionen bei Kindern und Jugendlichen im Rahmen der COVID-19 Pandemie doppelt so häufig auftreten wie vor der Pandemie. Racine und Kolleg:innen (2021) geben in ihrer Meta-Analyse für Depressionen eine Prävalenz von 25,2% während der Pandemie an. Vor der Pandemie betrug die Prävalenz für Depression etwa 12,9%.
Meta-Analyse = Ergebnisse mehrerer Studien werden zusammengefasst und daraus ein aussagekräftigeres Ergebnis berechnet
Prävalenz = Häufigkeit einer Erkrankung/eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt
Was soll man aber tun, wenn sich depressive Symptome beim eigenen Kind bemerkbar machen?
Der erste Schritt ist eine Diagnostik bei einem Klinischen Psychologen/einer Klinischen Psychologin. Dabei werden die jeweiligen Symptome erfasst und gegebenenfalls andere Störungen ausgeschlossen. Basierend auf den Ergebnissen der Diagnostik werden Schritte für den weiteren Behandlungsplan festgelegt. Dabei können sowohl Gruppenangebote (Link: Kummer steht Kopf) als auch Therapien im Einzelsetting zur Anwendung kommen. Die Techniken sind unterschiedlich und auf das jeweilige Kind oder den Jugendlichen/die Jugendliche abgestimmt. Dabei ist die Aufklärung wichtig, aber auch Stimmungstagebücher, Genuss- und Entspannungstechniken, das Klarwerden über eigene Stärken und Hobbies oder Techniken zur Veränderung negativer Gedanken kommen zum Einsatz. In einigen Fällen kann auch der Einsatz von Medikamenten sinnvoll und notwendig sein, wofür ein Psychiater/eine Psychiaterin hinzugezogen wird.
Literatur:
Kölch, M., & Fegert, J. M. (2020). Affektive Störungen: Major Depression, Manie und bipolare Störungen. In M. Kölch, M. Rassenhofer, & J. Fegert (Eds.), Klinikmanual Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58418-7
Racine, N., McArthur, B. A., Cooke, J. E., Eirich, R., Zhu, J., & Madigan, S. (2021). Global Prevalence of Depressive and Anxiety Symptoms in Children and Adolescents during COVID-19: A Meta-analysis. JAMA Pediatrics, 175(11), 1142–1150. https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2021.2482